Seit etwa einem Monat gibt es das erste komplette Studioalbum meines Improvisationstrios "werken". Ein paar Gedanken zur Entstehung und Links.
Liebe Lesende,
Vor gut einem Monat ist das erste Album des Improvisationstrios "werken" erschienen, in welchem Sarah Buchner (Stimme), Max Arsava (Klavier, Elektronik) und ich (Klarinetten) gemeinsam den Stand unserer gemeinsamen Arbeit dokumentiert haben. Den Stand von 2021, muss man dazu sagen, denn wenn drei Musiker mitten im Übergang vom Studium zum Berufsleben mit Abschlüssen, Masterprojekten und Umzügen (Weimar - Berlin, Köln - Kopenhagen) beschäftigt sind, kann es von der Idee bis zur Veröffentlichung eines Albums manchmal etwas dauern...
Das wichtigste zu Anfang: DER LINK. Hier kann das Album "kollektive verkabelung" angehört werden!
Die Aufnahmen im vorzüglichen kölner "loft" waren für mich persönlich ein wunderschönes Erlebnis. Aufgrund der Corona-Pandemie hatten wir als Trio im Jahr zuvor kaum die Möglichkeit gehabt zusammen live zu spielen. Stattdessen haben wir uns gegenseitig selbstgemachte Aufnahmen zugeschickt und über diese "überimprovisiert", an Online-Festivals teilgenommen und über Zukunftspläne nachgedacht. Beim ersten gemeinsamen Anspielen vor der Albumaufnahme habe ich bei mir sofort einen Hunger gespürt: nach künstlerischer Interaktion und einer musikalischen Nähe, die wir lange nicht mehr gehabt hatten.
Sowieso hat völlig frei improvisierte Musik für mich einen besonders intimen Charakter. Im Gegensatz zur klassischen oder Neuen Musik (in der ich mich meistens bewege) gibt es keinen Notentext, hinter dem ich mich verstecken kann. Kein Komponist, dem man die Schuld geben kann, wenn eine Stelle musikalisch "nicht funktioniert". In freier Improvisation muss ich für alles selber geradestehen, und dieses Spielen ohne Sicherheitsnetz ist beängstigend und gerade dadurch aber auch unheimlich Aufregend.
Was mir beim Erstellen des Albums aber am schwierigsten gefallen ist, war der Teil nach den eigentlichen Aufnahmen. Es gibt eine Anekdote von einem Komponisten (ich glaube es war Chopin?) der nach dem Vortrag eines seiner Stücke gefragt wurde "Was wollen Sie uns mit dieser Musik sagen?" - und alles was er antworten konnte war sich hinzusetzen und das Werk noch einmal zu spielen. Ungefähr so ging es mir bei Fragen wie: "Welche Titel sollen wir den Stücken geben?", "Wie soll das Cover des Albums aussehen?" und "Was soll im Booklet stehen?". Ich war viel zu Nah an der Musik um diese Fragen beantworten zu können, und Max und Sarah schien es ähnlich zu gehen.
Glücklicherweise hatte einer von uns (ich habe vergessen wer es war) den fantastischen Gedanken, dass wir diese Fragen nicht alleine lösen müssen. Darum entschieden wir uns, die drei Punkte Titel, Design und Texte abzugeben. Für alle drei Bereiche könnte ich nicht glücklicher sein, wen wir angefragt haben und was wir am Ende für Ergebnisse bekommen haben.
Alisha Gamisch schreibt Lyrik (lest ihren Gedichtsband "Lustdorf"!) und ist Mitgründerin des feministischen Online-Magazins wepsert.de. Als wir ihre Titelvorschläge für die neun Stücke bekamen waren sie ganz anders als unsere Erwartungen, und gerade dadurch trafen sie den Kern der Musik besser als wir es je gekonnt hätten.
Luise Heinig hat für uns schon einiges designt (unter anderem diese Webseite) und auch dieses Mal sind wir wieder sehr glücklich. Sie hat Alishas beinahe "steampunkigen" Titeln ein Cover zur Seite gestellt, das mich persönlich ein wenig an Höhlenmalereien erinnert. Ich liebe dieses Spannungsfeld von Musik - Text - Bild, welches großen Raum für Assoziationen lässt.
Zuletzt hat Berthold Seliger für die Liner-Notes einen so herzlichen Text über unsere Musik geschrieben, dass ich noch immer etwas rot werde, wenn ich daran denke. Einen kleinen Ausschnitt aus seinem Text kann man auf der Bandcamp-Seite des Albums sehen.
"kollektive verkabelung" von werken ist beim Label creativesources erschienen und kann kostenlos auf Bandcamp angehört werden. Dort kann man auch eine digitale oder physische Kopie erwerben. Auch bei mir liegen noch ein paar CDs im Schrank, also wer möchte mag sich gerne bei mir melden.
Sarah, Max und ich würden uns auf jeden Fall sehr freuen, wenn ihr auf die eine oder andere Art hineinhört!
Sebastian
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